top of page

Die Rückenschmerzakte - Teil I: Einführung

Aktualisiert: 24. Nov. 2020

Rückenschmerz ist in erster Linie nicht als Krankheitsbegriff sondern als Symptombeschreibung zu verstehen. Es können spezifische Ursachen vorliegen oder sich lediglich um eine „normale Befindlichkeitsstörung“ bei körperlicher Beanspruchung handeln. Wichtig ist auch zu wissen, dass Alter und Degeneration (Höhenabnahme der Bandscheibe, etc.) zusammenhängen, nicht aber Degeneration und Schmerz. Die im Röntgen sichtbare Höhenabnahme der Bandscheibe ist ein natürlicher Alterungsprozess, der nicht automatisch als Schmerzursache verantwortlich gemacht werden kann!


„Lumbale Bandscheibenvorfälle bei Gesunden finden sich kernspintomografisch bei 20–30 % der unter 60 Jahre alten Probanden und bei > 60 % der über 60 Jahre alten Menschen (Jensen et al. 1994). Degenerative Veränderungen korrelieren nicht mit der Klinik (van Tulder et al. 1997)“

Zunächst sollte grob zwischen radikulären (= im Verlauf eines Nerven ausstrahlender Schmerz) und nicht-radikulärem Rückenschmerz differenziert werden.


Radikuläre Rückenschmerzen

  • Ausstrahlender Schmerz, Qualität eher heiß, brennend

  • Weist immer auf eine Irritation oder Läsion des Spinalnervs, bzw der Nervenwurzel hin

  • Ursachen: Bandscheibenvorfall, Osteophyten (=knöcherne Anbauten am Wirbelkörper), Nervenengpässe/Spinalkanalstenose -> es treten neurologische Symptome (Sensibilitätsstörungen, Kraftverlust), ggfs eine sog. Neurogene Claudicatio (Gehstreckenbegrenzung) auf

Stimmen Symptome und Bildgebung überein ist die Ursache hier mit hoher Wahrscheinlichkeit zu bestimmen. Nach erfolgloser konservativer Therapie, wirkt eine OP in der Regel langfristig lindernd


Nicht-radikuläre Rückenschmerzen

  • Schmerzqualität eher dumpf, tief-sitzend, lokal ausgehend von Bandscheibe, Gelenken, Sehnen oder Muskeln

  • Mögl. Ursachen: diskogener Schmerz („schmerzhafte Bandscheibe“, z.Bsp durch Einrisse), segmentale Instabilität, Blockade Iliosakralgelenk, Degeneration/Arthrose der Wirbelgeleneke, Blockaden oder Muskulär (durch Überlastung, muskuläre Insuffizienz durch Trainingsmangel, psychische Anspannung)

Bildgebende Verfahren erzielen hier sehr unsichere Ergebnisse (Bandscheibenvorfall im Röntgen und nicht-radikulärer Rückenschmerzsymptomatik passen nicht zusammen!). Folglich ist auch der langfristige Erfolg operativer Therapien hier sehr fraglich.


Chronifizierungsmechanismen bei Rückenschmerz

Eine Chronifizierung sollte in jedem Fall vermieden werden. Je länger eine (Rücken)schmerzsymptomatik andauert, desto schwieriger gestaltet sich die konkrete Ursachenbestimmung. Es sei darauf hingewiesen, dass insbesondere der Einfluss psychosozialer Faktoren an Bedeutung gewinnt. Andauernder Schmerz kann zu Depression, Angst oder Hilflosigkeit mit Rückzug von körperlichen und sozialen Aktivitäten führen, welche die Schmerzsymptomatik aufrechterhalten oder verschlimmern können!


1. Arbeitsplatzbedingungen

  • Hohe mechanische Arbeitsbelastung als Risikofaktor erhöhten Rückenschmerzes

  • Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, -> führt u.a. zu einer Überschätzung der tatsächlichen Arbeitsbelastung

  • Schlechte Qualifikation/Schulung und fehlende Arbeitsplatzsicherheit

2. Subjektiv erlebte Beeinträchtigung: Abzugrenzen sind objektiv messbare körperliche Einschränkungen von subjektiv erlebten Einschränkungen


3. Kognitive Überzeugungen („Fear-avoidance-belief“): angstmotivierte Belastungsvermeidung



Einige grundlegende Fakten über Rückenschmerzen finden Sie in folgender PDF aufgelistet. Das Original ist eine Arbeit von O'Sullivan PB, et al mit dem Titel: Back to basics: 10 facts every person should know about back pain




Comentários


bottom of page